oö. Brauchtumskalender     Home Impressum Kontakt  
OÖ. Forum Volkskultur
OÖ. Forum Volkskultur
 
 
     
 

Ratschen

behandelt auch die Begriffe: Ratschenkinder, Rumpeln
     
 
Wir ratschen, wir ratschen zum englischen Gruß, damit ein jeder Christ beten muss. Fallet nieder auf eure Knie, betet ein Vaterunser, drei Ave Marie.
Ratscherspruch
(Zitiert nach Euler-Rolle, Andrea: Zwischen Aperschnalzen und Zwetschkenkrampus. Oberösterreichische Bräuche im Jahreskreis. Linz 1993, S. 47)
Wo wird der Brauch in OÖ gelebt?
Gesamt OÖ

Zeitraum:
Von Gründonnerstag bis Karsamstag
Kategorie:
Karwoche

 

Am Gründonnerstag fliegen nach altem Volksglauben alle Kirchenglocken nach Rom. Ihre Funktionen übernehmen bis zum Karsamstag die Osterratschen. Ratschenkinder, meist MinistrantInnen, oder auch Mitglieder von Trachtenvereinen gehen von Gründonnerstag bis Karsamstag mit den Ratschen durch die Straßen. Sie drehen die hölzernen Rahmen der Ratschen schwungvoll im Kreis herum, dadurch rattert im Inneren ein Holzfedernblatt rund um ein Zahnrad und erzeugt ein lautes, knatterndes Geräusch. Die Ratschen zeigen die alten Gebetszeiten an (Morgen-, Mittag-, Abendläuten).

Eine besondere Ausprägung hat das Ratschen in Ebensee. Im Ortsteil Rindbach laufen die Ratscherbuben ausschließlich mit Rumpeln.
Rumpeln sind eine besondere Form der Ratschen. Weit verbreitet sind Fahnenratschen, die aus einer Hartholzwalze mit eingespannten Holzleisten bestehen und einem Drehstock. Mit ihnen erzeugt man das charakteristische schnarrende Geräusch. Solche Ratschen verwendet sogar Wolfgang Amadeus Mozart in seiner Kinder- oder Berchtesgadener Symphonie.
Bei Rumpeln hingegen ist das lärmerzeugende Element in einen konischen Resonanzkasten eingebaut. Sie klingen etwas dumpfer als Fahnenratschen. Mittels eines Kurbelgriffes wird eine Welle gedreht, die die in der Rumpel befindlichen Hammerköpfe zum Schlagen bringt. Auch fahrbare Schubkarrenratschen kennt man mancherorts, aber nicht in Ebensee.

Der Ursprung des Ratschens geht bis ins 6. Jahrhundert zurück, als es noch keine Kirchenglocken gab. In den Kirchtürmen waren damals große hölzerne Schallgeräte mit Hämmern verankert. Schon im 8. Jahrhundert, zur Zeit von Karl dem Großen, wurde das Ratschen aber in den Kartagen ausgeübt.
Der kirchliche Lärmbrauch ersetzt die Kirchenglocken, die ja „zu neuer Weihe bis zur Auferstehungsfeier nach Rom fliegen“ – sie schweigen also angesichts des Leiden von Jesus Christus.
Die verstummten Kirchenglocken ersetzen vielerorts die Ratscherbuben mit ihren Fahnenratschen und in Rindbach auch mit ihren Rumpeln.

Schulpflichtige Kinder ziehen damit von Haus zu Haus und sagen ein Ratschersprüchlein auf. „Wir ratschen, wir ratschen zum englischen Gruß, den jeder gläubige Christ beten muaß. Fallt nieder, fallt nieder auf eure Knie, bets ein Vaterunser und drei Ave Marie.“
Früh morgens sind die Ratscherbuben schon unterwegs und ziehen durch die Orte. Der Lohn für ihre Mühen waren früher Ostereier, Fleisch oder Ostergebäck. Heutzutage bekommen sie meist ein wenig Geld.
Für die Ratscherbuben zählt heute weniger die Frömmigkeit, sondern eher die Freude am Lärm ihrer Ratsche und die Kameradschaft.

Siehe auch: Karfreitag, Gründonnerstag, Karsamstag

    Ratschenkinder
Ratschenkinder in Unterweißenbach
Foto/Galatz Ratschenkinder um Ratsche
Ratschenkinder in Unterweißenbach
Foto/Galatz Handwerker in Werkstatt
Ratschen- und Rumpelbauer in Ebensee
Foto/Galatz