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Osterhase

     
 
Wo wird der Brauch in OÖ gelebt?
Gesamt OÖ

Zeitraum:
Ostersonntag
Kategorie:
Ostern

 

Der Osterhase bemalt der Legende nach die Ostereier und versteckt sie für die Kinder im Garten. Er gilt heutzutage als das typische Tier, das Ostern versinnbildlicht, das religiöse Osterlamm ist hingegen kaum mehr von Bedeutung.
Am Ostersonntagmorgen suchen alle Kinder ihre Osternester, die meist mit verzierten Ostereiern, Schokoladenosterhasen und vielen Süßigkeiten gefüllt sind.

Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gilt der Osterhase, der natürlich keine Eier legt, als das Ostertier schlechthin. Der Osterhase gilt als Eier- und auch Geschenksbringer, da er auch österliche Süßigkeiten und Spielsachen für die Kinder in den Osternesterln versteckt. Doch wie der Hase zu den Eiern kam, kann niemand mit Sicherheit sagen.

Osterhase, früher/manchmal auch Henne oder Hahn gelten als Eierbringer zum Fest. Wie alte Holzschnitte zeigen, lieferten die Untertanen zu Ostern Hasen ebenso wie Eier, Federvieh und Brot als Naturalzins an geistliche und weltliche Obrigkeiten ab. Eine andere Erklärung hängt mit tierförmigen Gebäcken - in der traditionellen Volkskunde "Gebildbrote" genannt - zusammen, die man zu Ostern verschenkt. In Hennen und Osterlämmern waren bunte Eier eingebacken. Sollte gar ein misslungenes Lamm zum Osterhasen geworden sein? (Quelle: Wolf, Helga Maria: Das neue BrauchBuch. Wien, Ö. Kunst- und Kulturverlag, 2000. S. 144)

Kommt der Osterhase aus dem Salzkammergut und ist es daher das Osterhasenland?
(Überlegungen von Konsulent Hans Pammer, 2009)

Es gibt viele Rätsel auf dieser Welt und ein besonders großes ist auch die Frage nach der Herkunft des Osterhasen. Wobei in diesem Zusammenhang immer wieder auf das Symbol der Fruchtbarkeit hingewiesen wird, da auch schon der griechischen Liebesgöttin Aphrodite und der germanischen Frühlings- und Fruchtbarkeitsgöttin Ostera ein Hase als heiliges Tier zugeordnet wurde. An dem Zusammenhang mit der Fruchtbarkeit ist der Hase selbst nicht schuldlos, da die Häsin im Jahr bis zu zwanzig Junge auf die Welt bringt.

Der Mensch von heute verlässt sich bei seinen Nachforschungen natürlich sehr gerne auf die große Menge Daten, die er im Internet findet. So erfährt man unter kirchenweb.at viele interessante Dinge, die zu unserer Geschichte aus dem Salzkammergut sehr gut passen. Etwa, dass der Gründonnerstag für Schuldner der Termin für die Zahlung der Zinsen an die Gläubiger war. Natürlich gibt es auch im Wikipedia einige Erklärungen zum Thema "Osterhase".
Die älteste Nennung dieses Fabeltieres soll demnach aus dem Jahr 1678 oder 1682 stammen. Damals erwähnte es der Medizinprofessor Georg Frank von Frankenau in einer medizinischen Abhandlung "De ovis paschalibus – von Oster – Eiern". Er schilderte darin den Oster-Brauch für die Region Elsass und berichtete von den negativen Folgen des übermäßigen Eierverzehrs.

Aus derselben Zeit stammt auch eine Eintragung in einem im Oberösterreichischen Landesarchiv befindlichen Vormerkbuch der Herrschaft Ebenzweier.
In diesem Merkbuch aus der Zeit von 1657 bis 1712 notierten mehrere Herrschaftsbeamte (Pfleger oder Schreiber) eher interne Begebenheiten, so zum Beispiel, dass ihre Untertanen als außerordentliche Robot die Teiche reinigen mussten und dafür nur Brot und Most bekamen. Oder dass sich einige Bauern trotz schwerer Strafen dazu verleiten ließen, das Wild von ihren Feldern zu vertreiben. Einem Mädchen wurden vom Grundherrn sogar die Finger blutig geschlagen, weil sie mit einem Haselnussstecken das Wild von der Weide vertrieben hatte. Dazu kam eine Reihe von Streitigkeiten unter Jägern, wie sie angeblich auch noch heute vorkommen.
Weiters wird in diesem "Merkwürdigkeitenbuch" von einem in der Traun bei der Steyrermühl ertrunkenen Mädchen berichtet, das im Auftrag der Herrschaft Ort gleich an Ort und Stelle begraben wurde.

Eine kleine Notiz am unteren Rand dieser Handschrift führt uns nun wieder zurück zur Geschichte des Osterhasen. In der damals üblichen Form wurde geschrieben: Anno 15. Marti 1668 ist von Ebenzweyer ob der Hendtstatt im Hölzl negst des Edtwegers (Ortschaft Grasberg Gemeinde Altmünster) auf einen Oster Haasen gejagt worden.
Das heißt, dass die Herrschaftsjäger der Herrschaft Ebenzweier zu dieser Zeit einen Osterhasen für den Osterbraten der Herrschaft erjagt - oder dies zumindest versucht - haben.
An anderer Stelle dieser Handschrift wird erwähnt, dass die Hasen nicht erschossen, sondern gefangen wurden. Das könnte damit zusammen hängen, dass die damaligen Gewehre sich nicht besonders gut zum Schießen von Hasen eigneten.
Um die Legende vom Osterhasen noch rätselhafter zu machen, darf ich anmerken, dass der Brauch des Osterhasenjagens vermutlich mit einer österlichen Gabe der herrschaftlichen Jägerschaft an ihre Brotgeber, wie sie auch zu anderen Gegebenheiten üblich war, einherging.
So war auch der Brauch des "Weisatüberbringens" ursprünglich eine Gabe bzw. ein Dienst der Untertanen an die Grundherrin anlässlich der Geburt eines Kindes. Dieser Brauch hat sich bis in unsere Zeit erhalten und bringt für Mütter oft eine Menge an Geschenken.

Zuletzt sei auch eine Spekulation bezüglich der Eier erlaubt; auch hier gibt es interessante Zusammenhänge. Es wurde schon anderer Stelle von Zinsleistungen berichtet und dazu gehörten auch die Naturalabgeben der Untertanen, unter anderem eben Eier. Diese konnten im Winter nur in geringer Zahl geliefert werden, mit Anbruch des Frühlings gab es eine große Fülle.
Den Bauern wurden ihre Abgaben in den Urbaren vorgeschrieben und demnach mussten auch an die Herrschaft Ebenzweier jedes Jahr eine große Menge Eier abgeliefert werden. Manche Bauern mussten bis zu 120 Eier im Jahr abliefern. Da kann es durchaus passiert sein, dass ein kleines Herrenkind zu Ebenzweier neugierig gefragt hat: "Woher kommen denn die vielen Eier jetzt her?" Und die Antwort konnte nur lauten: "Von dem gefangenen Osterhasen!"

Siehe auch: Ostersonntag

    Osterhasen
Österliche Dekoration: ein Hase darf nicht fehlen
Foto/Galatz