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Pfeifertag

behandelt auch die Begriffe: Seitelpfeifertag
     
 
Wo wird der Brauch in OÖ gelebt?

Zeitraum:
15. August
Kategorie:
Volksmusik, Mariä Himmelfahrt

 

Seit 1925 treffen sich jedes Jahr am Hohen-Frau-Tag etwa 100 Musikanten. Sie verstehen es Schwegel zu spielen. Schwegel oder Seitelpfeife wird die hölzerne, klappenlose Querflöte mit sechs Grifflöchern und einem Mundloch genannt. Früher fand die Schwegel in der Militärmusik Verwendung. Im Maria-Theresianischen Heer war dieses Instrument kaum wegzudenken. Komponisten wie Michael Haydn und Leopold Mozart bereicherten ihre Werke mit dem charakteristischen Klang dieser Flöte.

Heute zählt die Seitelpfeife zu einem beliebten Volksmusikinstrument, das vor allem im Salzkammergut seinen Stellenwert über die Jahre hinweg bewahrt hat. Hier bilden Schwegeln zusammen mit Landsknechttrommeln den Hauptbestandteil der Schützenmusik. Politische Umstände zu Beginn des 20. Jahrhunderts hätten fast das Ende der Pfeifermusik bedeutet, wäre da nicht der Bad Ischler Bergmeister Leopold Khals, vulgo „Ischler Khals“ gewesen, der dies rechtzeitig erkannte. Er gebar die Idee ein Pfeifertreffen zu veranstalten. Dazu wählte er den 15. August 1925. Als Ort geradezu geeignet schien ihm die Blaa-Alm nächst Altaussee. Khals erteilte den 15 anwesenden Pfeifern den Auftrag, ihr Können an junge Pfeifer weiterzugeben, damit das vorhandene Musikgut nicht in Vergessenheit gerate. Für das darauffolgende Jahr wurde erneut ein Zusammentreffen vereinbart, bei dem jeder seine Pfeiferschüler mitzubringen hatte. Aus diesen ersten Treffen sollte der heute legendäre Pfeifertag werden.

Bereits 1929 fand die erste Rundfunkübertragung eines Pfeifertages statt. Um dies zu ermöglichen, wurde eigens eine Telegraphenleitung von Bad Ischl zur Blaa-Alm gelegt. Die Werbewirkung des Mediums blieb nicht ohne Folgen: die Zahl der Pfeifer, aber auch jene der neugierigen Zaungäste, vermehrte sich und sollte die Anzahl derer, für die der Pfeifertag eigentlich gedacht war, alsbald überschreiten.

Bis ins Jahr 1964 bekleidete Leopold Khals das Amt des „Pfeifervaters.“ Er hatte damit nicht nur die Organisation der Pfeifertage inne. Khals, selbst erfahrener Pfeifer, war auch für die persönliche und fachliche Betreuung der anwesenden Schwegler zuständig. Sein Nachfolger sollte der Leib- und Seelenmusikant Alois Blamberger werden. Den „Blån-Lois“ störte die Unterwanderung durch andere Instrumente, die den Pfeifertag zu einem Musikantentreffen werden ließen.

Das Altausseer Brüderpaar Kurt und Thomas Simentschitsch wurde in einem sehr herzlichen Brief von einem schon erkrankten und müden Alois Blamberger im Jahr 1988 zu neuen Pfeifervätern bestellt. Sie kämpften anfänglich ebenfalls gegen die Vermarktung des Pfeifertages an und stellten Regeln auf. So gehört beispielsweise der Vormittag alleine den Pfeifern und Trommlern sowie Maultrommlern. Erst ab Mittag sind auch andere Instrumente erlaubt.

Der 15. August ist für die Schwegler im gesamten Alpenraum immer noch der wichtigste Termin des Jahres. Der Austragungsort zwischen Bad Aussee und Ebensee wird nur durch Mundpropaganda „eingesagt“. Was vor etwa 15 Jahren noch als Geheimtipp für Suchende des echten Brauchtums galt, hat sich in den letzten Jahren allerdings zu einem Alm-Event weiterentwickelt. Die Pfeifergruppen ziehen sich oft auf ein stilles Plätzchen zurück. 2014 hörte man auch von einer Gegenveranstaltung auf einer Alm, wo sich Seitelpfeifer in Ruhe und ohne Rummel austauschen konnten.

Siehe auch: Geigentag Bad Goisern

    Am Pfeifertag
Bekannter Pfeifer: Hermann Schiendorfer aus Bad Ischl
Foto/Galatz Unzählige Besucher
Unzählige Besucher des Pfeifertags
Foto/Galatz