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Christkind

behandelt auch die Begriffe: Goldenes Heißl, Goldenes Rössl, Weihnachtsmann
     
 
Wo wird der Brauch in OÖ gelebt?
Gesamt OÖ

Zeitraum:
Heiliger Abend
Kategorie:
Weihnachtszeit

 

Christkind, Weihnachtsmann, das Goldene Rössel oder das Goldene Heißl in früheren Zeiten, sind personifizierte Vorstellungen willkommener Gabenbringer zur Weihnacht.

Das Goldene Rössel, oder Heißl, an das sich heute kaum jemand erinnert, war in früherer Zeit der vorherrschende Gabenbringer in Österreich. Dem Volksglauben nach kommt es am 24. Dezember in der Früh oder in der Dämmerung in die Häuser. Die Kinder mussten dabei in der Stube bleiben, während draußen unter Schellengeklingel die Gaben eingelegt worden waren.
Nach anderer Überlieferung erscheint das Rössel mittags. Auf einem Leintuch werden die Gaben hinterlegt, es waren dies Kletzen, Nüsse, gedörrte Zwetschken und Apfelscheiben, sowie andere kleine Geschenke für die Kinder.
Das Goldene Rössel ließe sich aber nicht gerne blicken, außer man fastet bis 11 Uhr mittags, dann konnte es sein, dass man es über den First davonjagen sah. Der Vorstellung nach hat das Goldene Rössel goldene Flügel und um den Hals ein goldenes Glöckchen. Auch das Christkind reitet gegebenenfalls auf ihm oder es ist vor seinen Wagen oder Schlitten gespannt.

Das Christkind, das in unserer Zeit, soweit es noch nicht vom Weihnachtsmann verdrängt wurde, den Kindern die Weihnachtsgeschenke bringt, hat eine heilige Vorläuferin. Wieder einmal begegnet uns die Heilige Luzia, als Bringerin des Lichts. Martin Luther und seine Reformatoren zögerten nicht lange, die Heilige in der Phantasie in ein weißes Kleid zu stecken, ihr Gesicht mit einem Schleier zu bedecken, der von einem goldenen Stirnband gehalten wird. Dazu bekam sie kleine Flügel und eine Krone auf den Kopf gesetzt.

Ähnlich wie das Christkind, ist auch der Weihnachtsmann ein Produkt der Reformation, der zu gleicher Zeit kreiert wurde. Da Luther gegen die Heiligenverehrung ankämpfte, musste er als Geschenksbringer anstatt des Heiligen Nikolaus, den er eliminieren wollte, eine andere Gestalt heranziehen. Er nannte den Nikolaus nicht mehr bei seinem Namen, sondern machte aus ihm „Herre Christ“, der sich zum Weihnachtsmann wandelte. Auch die Bescherung durfte nicht mehr am Nikolaustag stattfinden, als Ersatztermin setzte Luther den 24. Dezember fest. Somit fällt seit seiner Erfindung, dem 16. Jahrhundert, die Bescherung auf den Tag vor Weihnachten.
Der Weihnachtsmann setzte sich mehr in den lutherischen Gebieten durch, das Christkind unter den Katholiken. Heute bleibt sichtlich wenig von dieser Trennung übrig, je nach Laune und Modeerscheinung erzählt man den Kindern von Weihnachtsmann und Christkind.

Sein Endgültiges Aussehen, so wie wir es heute kennen, erhielt der lustige Opa mit roten Wangen und stattlichem Rauschebart übrigens als Weihnachtsmann im Jahr 1931 durch einen Werbespot der Coca Cola Company.

Die Abgrenzung zwischen dem Hl. Nikolaus und dem Weihnachtsmann ist in den Darstellungen oft verschwommen. Die Geschäftswelt geht humorvoll-locker mit den Brauchgestalten um. Ein Lebensmittelkonzern warb vor einigen Jahren mit dem Weihnachtsmann-Ruf "Ho, ho, ho - da freut sich der Nikolo".

In den letzten Jahren sind auch Anti-Weihnachtsmann-Bewegungen zur Stärkung des Christkinds aufgetaucht. So weisen sich manche Adventmärkte als "Weihnachtsmannfreie Zone" aus.

Siehe auch: Heiliger Abend