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Färbermarkt in Gutau

     
 
"Blauer Montag"
"Grün und blau schlagen"
"Jemanden in die Mangel nehmen"

Redewendungen, die aus der Färbersprache kommen
Wo wird der Brauch in OÖ gelebt?

Zeitraum:
Erster Sonntag im Mai
Kategorie:
UNESCO-Kulturgüter, Märkte

 

Der Färbermarkt in Gutau ist ein junger Handwerksmarkt im Mühlviertel, den es seit dem Jahr 2001 gibt. Seither treffen sich in Gutau alljährlich am ersten Sonntag im Mai Leinenweber, Färber und Kunsthandwerker aus Österreich, Ungarn, Tschechien, Slowakei und Deutschland beim traditionellen Färbermarkt.

Bei diesem Standlmarkt, der am Gutauer Marktplatz und den Einfahrtsstraßen stattfindet, bekommen Liebhaber von Blaudruck, Blaudruckaccesssoires, Kunsthandwerk und Trachten alles angeboten, was ihr Herz begehrt. Dabei kommt aber auch die Unterhaltung nicht zu kurz. Volkstanz, Blasmusikkapelle, Wirtshausmusik und Modeschau sind nur einige Beispiele.
Natürlich gibt es an diesem Tag Führungen durch das Färbermuseum. Im Zötlzimmer des Museums gibt es Informationen über den "Mühlviertler Handblaudruck", der 2015 in die nationale Liste des Immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen wurde.

Das blaue Wunder

Wer kennt wohl nicht die Leinen-, Baumwoll- oder Seidenstoffe mit den feinen Musterungen aus Punkten und Ornamenten, weiß auf blauem Grund.
Der Name "BlauDRUCK" ist eigentlich nicht richtig, denn es handelt sich um ein Blaufärben, dem ein Reservedruck vorausgeht, und deshalb ist die Berufsbezeichnung auch "Blaufärber" und nicht "Blaudrucker".
Da diesem Verfahren und dem Färben mit Indigo viel Geheimnisvolles zugedacht wurde, hat man von den Blaufärbern behauptet, sie können hexen und zaubern.

Beim Blaudruckverfahren wird also nicht blau gedruckt, sondern blau gefärbt. Zudem erscheint das Leinen, wenn es erstmals aus der Küpe, also dem Färberbottich, kommt, gelb-grünlich und wird in weiterer Folge in Reaktion mit Sauerstoff an der Luft blau.

Die äußerst komplexe und zeitaufwendige Technik des Blaudrucks etablierte sich im Mühlviertel im Laufe des 19. Jahrhunderts. Regionale Handwerker, darunter auch der Begründer der heutigen Blaudruckerei Wagner in Bad Leonfelden, zogen in die Ferne, um „auf der Walz“ das neue Stoffveredelungsverfahren zu erlernen. Das Wissen um den Mühlviertler Handblaudruck wird bereits in der vierten Generation in der Familie Wagner weitergegeben. Ihre große Sammlung an Handdruckmodeln weist eine Vielzahl an regional inspirierten Mustern auf. Bis heute wird auf Mühlviertler Leinen gedruckt.

Die Leinenverarbeitung ist untrennbar mit der Geschichte des Mühlviertels verbunden. Die natürlichen Bedingungen im Norden Oberösterreichs boten über Jahrhunderte ideale Voraussetzungen für die Entwicklung eines blühenden Textilhandwerks.
Im Laufe des 19. Jahrhunderts etablierte sich die Technik des Blaudrucks. Das figurative Bemalen von Geweben ist eine der ältesten Stoffveredelungstechniken und hat seinen Ursprung in Indien, von wo auch der Farbstoff Indigo kommt.

Die Blaudruckerei Wagner ist in Österreich die letzte Leinen-Blaudruckerei mit Handdruckmodeln neben der Färberei der Familie Koó im Burgenland (Burgenländischer Indigo-Handblaudruck), die auch auf Baumwolle mit Walzendrucktechnik arbeitet.
Mit bis zu 250 Jahre alten Holzmodeln, die sich durch regional inspirierte Muster (wie zum Beispiel das Kornblumenmuster, Hopfenmuster oder das Ährenmuster) auszeichnen, wird der Papp (eine farbabweisende Masse) vor der Färbung auf das Leinen aufgetragen, sodass das Muster nach dem Färben weiß erscheint.

Grundlage der Handwerkstechnik der Blaudruckerei Wagner ist das Wanderbüchlein des ersten Blaudruckers in der Familie, Karl Wagner, der sein Wissen um den Blaudruck „auf der Walz“ von 1869-1878 erwarb.
In Auseinandersetzung mit Textilkünstlern, Designern und Bildungsinstitutionen wird die Vernetzung und Weiterentwicklung des Handwerks gefördert und das Wissen um die Technik erweitert.

Weitere Infos zum Färbermuseum in Gutau: www.faerbermuseum.at

Siehe auch: Traunkirchner Holzmarkt, Webermarkt in Haslach

    Maria Wagner
Blaufärberin Maria Wagner am Färbermarkt in Gutau
Foto/Färbermuseum Gutau Küpe
Färben von Blaudruck
Foto/Färbermuseum Gutau Museum Gutau
Färbermuseum Gutau
Foto/Färbermuseum Gutau