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Kronenfest

     
 
Ich grüße Euch herzlich
Besonders heut'
Ob klein, ob groß,
Ihr lieben Leut'
von dieser Krone hohem Stand,
den ich im Klettern
nur schwer überwand,
hab diesen Platz
nun in Ehren erklommen
und heiße Euch alle
recht herzlich willkommen!
Wir feiern den Jahreslauf
folgend die Feste,
zum Peter- und Pauls-Tag
heute das beste!
Spruch zur Eröffnung des Kronenfestes in Wels
Wo wird der Brauch in OÖ gelebt?

Zeitraum:
Zu Peter und Paul am 29. Juni
Kategorie:
Siebenbürgische Bräuche

 

Ingrid Schuller vom Referat für Frauenarbeit und Brauchtumspflege der Siebenbürger Sachsen Österreich beschreibt das Kronenfest der Siebenbürgischen Nachbarschaften Wels und Traun:

Zu den schönsten Bräuchen im Jahreslauf gehörte in der alten Heimat unserer Vorfahren das Kronenfest, welches zum Gedenken an die Apostel Peter und Paul (29. Juni) stattfand und von Generation zu Generation überliefert wurde. Nach besinnlichem Gedenken an die beiden Apostel, verbunden mit der Bitte vor der Bewahrung von Naturkatastrophen, ist das Kronenfest ein fröhliches Fest.

So wie die Trachtenlandschaft der Siebenbürger Sachsen einzigartig ist, ist auch die Ausrichtung des Kronenbaumes und des Kronenfestes von Dorf zu Dorf verschieden, doch stand überall der Kronenbaum im Mittelpunkt des Geschehens.
Die eigentlichen Veranstalter des Kronenfestes in der alten Heimat waren die „Mägde“, also die Schwesternschaft. Zwar halfen die „Knechte“ (Burschen) bei den Vorbereitungen auch mit, doch nur, wo männliche Kraft gefordert war.
Einen Tag vor dem Fest brachten die Burschen einen schönen geraden Baumstamm aus dem Wald, oft bis zu 14 Meter hoch. Sie schälten die Rinde ab, damit der Stamm möglichst glatt wurde. Die Mädchen sammelten Wintergrün und Blumen in allen Farben. Dafür wurden Margeriten und Wiesenblumen sowie grünes Laub in großen Mengen herbeigeholt. Galt es doch als Stolz jeder Gemeinde möglichst das größte Blumengebinde vorzuweisen. Das Gerüst der meist kugelförmigen Krone bestand aus acht Bauchreifen von 100-Eimer-Fässern (=1000 Liter). Diese wurden senkrecht und waagrecht über- und ineinandergelegt und an den Berührungspunkten miteinander verschnürt. Schließlich glich dieses Gerüst der oberen Hälfte eines Globus, wobei die Reifen Längen- und Breitengrade andeuteten.

Schon am frühen Morgen begannen die Mädchen und jungen Frauen, das Wintergrün und die Blumen in Form von Sträußen - der Reihe nach fortlaufend- an das Gerüst zu binden, während die Burschen inzwischen eine tiefe Grube aushoben, in die dann der Kronenbaum mit der zentnerschweren Krone an der Spitze aufgepflanzt wurde.
Nach dem Gottesdienst und anschließendem häuslichem Mittagessen versammelte sich die gesamte Gemeinde am Kronenbaum. Viel Kurzweil bot das Erklettern des Stammes. Einer der Burschen hatte bis zur Krone zu steigen, wo es mancherorts einen Geschenkekorb zu ergattern gab, der vorher mittels einer festen Rolle hochgehievt worden war. Diesen Wettbewerb trugen die Burschen unter sich aus. Wem es gelang, die Krone zu erreichen, dem gehörte der Korb mit den Geschenken. Allerdings musste er von dort oben eine wohlgesetzte Rede halten. Im Korb warteten Käse und Schnaps für den Sieger und Süßigkeiten, die er den Kindern herabwarf.
In manchen Orten war es auch üblich, dass ein Mädchen der Schwesternschaft (Altmagd) dem Sieger einen Blumenkranz um den Hals hing. Die Musik begann zu spielen und die Altmagd forderte den Altknecht zum Tanz auf. Dieser erste Tanz gehörte nur den beiden und die Jugend ringsum klatschte dazu. Anschließend war gemeinsamer Tanz unter der Krone und meist dauerte das Kronenfest bis in die Nacht hinein.

Das Kronenfest heute

Das jährliche Kronenfest zu Peter und Paul pflegen die Siebenbürgischen Nachbarschaften Wels und Traun mit Hingabe, so ist sichergestellt, dass dieser schöne Brauch erhalten bleibt.
In Wels entwickelte sich aus einem geselligen Gartenfest 1986 die Idee, dieses in Siebenbürgen beliebte Kronenfest am Peter- und Pauls-Tag zu feiern. Seitdem binden die Frauen aus der Nachbarschaft und der Siebenbürger Volkstanzgruppe alljährlich eine Blumenkrone und der Jungaltknecht eröffnet mit seiner Kronenpredigt nach alter Überlieferung vom Kronenbaum das Fest mit dem oben erwähnten Spruch. Das Kronenfest der Siebenbürger in Traun wird am Siebenbürgerplatz in Traun gefeiert und in Wels findet das Kronenfest beim Herminenhof statt. Die wohlbekannten „Baumstriezel“, die kulinarischen Köstlichkeiten und die schönen Trachten tun bei beiden Festen ihr übriges dazu.

Quellen: DDr. Adolf Schullerus, sieb. Sächs. Volkskunde im Umriß, Leibzig 1926 Georg Schuster, Marpoder Heimatbuch, München 1999 Rosi Breckner, Dunesdorfer Bräuche

Andere Bräuche in der Kategorie Siebenbürgische Bräuche:
Christleuchter, Ostergießen
    Kronenbaum
Beim Kronenfest vom Kronenbaum herab:
"Ihr lieben Kinder von nah und fern,
Euch hab’ ich ganz besonders gern,
auch dies Jahr will ich an Euch denken,
und euch von hier oben ein wenig beschenken.
Hebt eure Hände und füllt eure Taschen,
denn es gibt wieder Feiteln und etwas Süßes zum Naschen!"
Ingrid Schuller, Referat für Frauenarbeit und Brauchtumspflege der Siebenbürger Sachsen Österreich Tanz beim Kronenfest
Tanz beim Kronenfest
Ingrid Schuller, Referat für Frauenarbeit und Brauchtumspflege der Siebenbürger Sachsen Österreich