Der erste September-Sonntag gehört in Bad Goisern den Geigern! Ab Mittag wird in der Kirchengasse und auf umliegenden Plätzen aufgegeigt. Viele auch exzellente Musikanten aus ganz Österreich schätzen den Goiserer Geigentag wegen seiner ungezwungenen Atmosphäre – hier gibt es kein Programm, jeder geigt nach Lust und Laune und hält damit bewusst oder unbewusst eine alte Tradition hoch!

Bad Goisern und das innere Salzkammergut überhaupt sind ein alter Boden für ein feines Instrument: die Geige. Schon im frühen 18. Jahrhundert gab es in der Gegend drei Familien, die als Geigenbauer über mehrere Generationen hinweg tätig waren. Gandl, Kefer und Peer sind auch heute noch Namen, über die man in Zusammenhang mit dem Geigenbau in Bad Goisern spricht. „Das Holz bezogen diese Geigenmacher damals aus dem Ort. Heute weisen Flurnamen im Gebiet der Roßmoosalm darauf hin. Hier kennt man den „Geigenboden“ und das „Geigental“, erzählt der Bad Goiserer Historiker Michael Kurz.
„Die Geigenmacher der damaligen Zeit brachten es zu einigem Wohlstand. Ihre Instrumente waren nicht nur in der Region gefragt, sie exportierten sie auch nach Italien und Frankreich“, weiß Kurz, der sich mit dem historischen Geigenbau im Salzkammergut eingehend beschäftigt hat.

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts war es mit der Violinenproduktion im Salzkammergut vorbei. Erst seit dem letzten Jahrzehnt knüpft man in Bad Goisern wieder intensiv an die Geigentradition an. Vereinzelt gegeigt wurde aber dennoch immer: Waren es im 20. Jahrhundert etwa die Musikanten der Simon-Geigenmusi, die die Geigenmusik in der Gegend hoch hielten, so fallen in den letzten Jahren der Geigendischgu und die Genussgeiger auf, eine lose Gruppe von Geigern, Bratschisten, Bassgeigern und vereinzelt auch Cellisten, die sich einmal im Monat zu einer Probe treffen. Ihr Repertoire reicht von Alpenländischer Volksmusik über traditionelle europäische Musik bis hin zu Filmmusik. Und dabei kann es vorkommen, dass Musikanten auch echte Goiserer Geigen streichen – denn es gibt wieder Geigenbauer in Bad Goisern!

In ganz Österreich zählt man etwa 100 Streich- und Zupfinstrumentenbauer – und vier davon haben sich in Bad Goisern angesiedelt! Ein möglicher Grund dafür könnte die Holzfachschule in Hallstatt sein, die eine Ausbildung zum Instrumentenbauer ermöglicht.

Seit dem Jahr 2000 rückt an einem Tag im Jahr das Instrument Geige ganz besonders ins Zentrum: Der Geigentag in den Gassen von Bad Goisern hat sich in der Geigenszene bereits einen Namen gemacht!
In den Mittagsstunden treffen Streicher aus ganz Österreich und Bayern ein, um sich zu Geigengruppen zu formieren.
Oft reisen auch fixe Musikgruppen an, die den ganzen Nachmittag lang – und oft bis in die späten Abendstunden hinein – musizieren und auch singen. Programmablauf gibt es keinen – jede Gruppe spielt was gefällt und wann es beliebt. Gerade dieser so entstehende Klangteppich an Melodien macht ihn aus, den Geigentag in Bad Goisern.

Siehe auch: Pfeifertag